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Testbericht: Nikon Df im Gewand der 80er Jahre

Das Beste aus zwei Welten vereint

Das, was Nikon im Jahr 2014 auf dem Fotomarkt präsentiert hat, war schon außergewöhnlich und mutig: Eine elegante Kamera, die äußerlich wie eine reinrassige analoge Spiegelreflex anmutet, im inneren aber mit modernster digitalen Technik vollgestopft ist – nach damaligen „State of the Art“, nämlich die der D4, dem Top-Profi-Modell aus dieser Zeit. Da passt also die Bildqualität mal schon. Äußerlich deutet nur die Rückseite auf die digitale Welt hin, ganz und gar nicht aber die Vorderansicht und der Blick auf die Kamera-Schulter. Ein schöner Spannungsbogen, der einen genaueren Blick auf das Konzept lohnt.

Gut geschnürtes Paket

Die Nikon Df umgibt also ein Gehäuse im Retro-Stil, in ihr arbeitet die Sensortechnik des ehemaligen Flaggschiffs D4 mit 16,2 Megapixel. Nach wie vor gelobt wird der große Dynamikumfang und der ISO-Spielraum von 100 bis 12.800 (erweiterbar bis 204.800). Ich habe diese hochwertige Gebrauchte, mit dem schönen und auch lichtstarken AF-S Nikkor 50mm/f1.8 G zum Testen bekommen – ein Objektiv, das dem Retro-Look ebenfalls sehr entgegen kommt. Die Kamera wurde seinerzeit nur in diesem Set verkauft. Kamera wie auch Objektiv sind super in Schuss und weisen keinerlei Gebrauchsspuren auf. Der Fotospaß konnte also beginnen.

Handling mit Nachdruck

Die Kamera zitiert in Handlung und Design durch und durch die F-Kameras aus analogen Zeiten – und sie macht das sehr charmant. Hier ist alles eckig und kantig – genau so präsentierte sich die Formensprache vor 30, 40 Jahren. Alle Hebel und Einstellräder müssen daher kräftig und mit Nachdruck bedient werden. Die Umsetzung alter Formensprache wurde also auch diesbezüglich konsequent umgesetzt. Das alles macht die Df sehr sympathisch – aber, wie gesagt: Man muss das mögen.

Interessant auch für „Digital Natives“?

Wer sich an seine analoge Zeit erinnern kann, der findet sich selbstverständlich sofort zurecht: an der Kamera-Schulter finden sich nämlich lauter alte Bekannte: Dominante Einstellräder für Korrektur, ISO, Verschluss – wer diese bedienen möchte, muss selbstverständlich den jeweiligen Entriegelungs-Button drücken. Per Drehschalter werden S/Cl/CH eingestellt. Um die Kamera einzuschalten, muss ein dominant designter On/Off-Knopf kräftig und mit Nachdruck nach rechts gedreht werden. Das geht nur mit Daumen und Zeigefinger gleichzeitig. Dasselbe Prozedere muss man anwenden, wenn man die Belichtungsmodi M/A/S/P verändern will. Für „Digital Natives“ mutet das alles sicher sehr „strange“ an. Einen Video-Modus kennt die Df natürlich nicht. Ein kleines Display informiert zusätzlich über – je nach Programmwahl – eingestellte Parameter. Braucht kein Mensch, verstärkt aber das Retro-Feeling. Filter- und Motivprogramme gibt es nicht.

Drehräder & Buttons: gewöhnungsbedürftig

Kamerarückseitig deutet schon mehr auf die moderne digitale Fotografie hin – hier ist alles so angeordnet, wie man es von modernen DSLRs her kennt: Links Buttons wie Play, Papierkorb, Menu, WB, Lupe, Qualität, Blitzeinstellung und i. In der Mitte das dominante Display (es informiert Nikon-typisch über alle eingestellten Parameter / nicht schwenkbar), rechts Buttons für AE-L/AF-L, AF-on, Belichtungsmesser-Einstellungen, Drehkreuz mit OK-Button, sowie Live-View (in diesem Modus wird die Kamera deutlich langsamer) und Info. Hier findet sich jeder Nikon-Kenner sofort zurecht. Frontseitig findet sich der Entriegelungsknopf für das Objektiv, Schärfentiefe-Messung, BKT, zwei frei belegbare Knöpfe und ein Zeigefinger-Drehrad (Verschlusszeit-Verstellung in M/S/P), das normalerweise um 90 Grad geschwenkt platziert ist. Daran muss man sich gewöhnen. Über einen eingebauten Blitz verfügt die Kamera nicht.

Schöner, heller Sucher

Schön und angenehm ist der Blick durch den Pentaprismen-Sucher – dieser liefert dank moderner Mattscheibe und 100prozentiger Bildabdeckung schöne und helle Ansichten, verziert mit Indizes, die bei Natur- und Architekturfotografie sehr behilflich sind. Das Display liefert im Live-View-Modus die üblichen Standard-Informationen inklusive 3-D-Wasserwaage. Unter digitalen Aspekten ist die Kamera ganz auf der Höhe der Zeit – inklusive des typischen Nikon-Menüs, das einfach zu bedienen ist und sich ebenso anpassen lässt. Hier gibt sich die Df dann modern.

Pfiffige Objektiv-Lösung

Das mitgelieferte 50er-Kitobjektiv macht richtig Spaß und liefert eine hervorragende Bildqualität. Die Linse passt, wie bereits erwähnt, wunderbar zum Design der Kamera. Offenblendig liefert es ein sensationelles Bokeh, das sich bei Porträts und Nahaufnahmen besonders angenehm bemerkbar macht. Übrigens: Die Df ist die erste digitale DSLR von Nikon, an der sich nahezu jedes F-Mount-Objektiv verwenden lässt, das seit Einführung des Bajonetts im Jahre 1959 hergestellt wurde. „Retro“ beschränkt sich bei der Df also nicht nur auf das Design und den Verzicht auf ein paar Funktionen, die Kamera eröffnet einem tatsächlich neue (alte) Möglichkeiten. So ein Objektiv zu entwickeln dürfte keine leichte Aufgabe für die Nikon-Ingenieure gewesen sein, denn bevor Nikon die ersten AF-Objektive mit elektronischer Kommunikationsmöglichkeit zwischen Kamera und Gehäuse erstmalig einführten (1986), wurde seit 1979 dieser Info-Austausch über einen Mitnehmer am Bajonett erledigt. Nikon hat das Problem elegant mit einem klappbaren Blendenkupplungshebel gelöst. Somit können auch alle vor 1977 konstruierten Nikkor-Objektive eingesetzt werden.

Der Autofokus

Der Autofokus, der über das Modul Multi-Cam 4800FX befeuert wird, arbeitet verlässlich, flott und nur mit einem leisen Surren, die Auslöseverzögerung beträgt 0,3 Sekunden. Im dämmrigen Licht oder annähernder Dunkelheit gibt sich die Df gemächlicher – ist also diesbezüglich keine Hochleistungsmaschine. Weder Kamera noch Objektiv haben einen Bildstabilisator – deshalb ist es ratsam, immer ISO und eingestellte Belichtungszeit im Auge zu behalten Im Dauerfeuer schafft die Df fast 6 Bilder pro Sekunde.

 

Bildergebnisse: Top

Die Bildqualität ist über alle Zweifel erhaben: Die 16 Megapixel produzieren rauscharme Bilder mit natürlichen, überaus organischen Farben. In Kombi mit dem 50er sind die Bilder ab Blende 4 auch bis zum Rand knackscharf. Erfreulich: Farbsäume in den Bildecken oder in kontrastreichen Bereichen treten nicht auf. Ebenso wenig finden sich Randabdunkelungen, die nur offenblendig leicht sichtbar wird.

 

Gut verarbeitet

Letztlich wäre noch zu erwähnen, dass die Df mit Magnesium-Gehäuse (gegen Staub und Spritzwasser geschützt) wie auch das Kit-Objektiv hervorragend verarbeitet sind.

 

Fazit

Für Puristen und Freunde des Retro-Designs mit all seinen typischen Features ist die Df gut geeignet. Mit der Kamera arbeitet man langsam, viele Einstellungen lassen sich doch etwas mühsam und ziemlich fummelig erledigen. Der Spaß-Faktor ist top, aber auch „Will-Haben“-Überlegungen dürften motivierende Momente sein, sich auch heute noch für diese Kamera zu entscheiden. Die Bildergebnisse überzeugen und entschädigen für alle Einstellungs-Mühen – und so gelingt der Df der Brückenschlag von „Retro“ zur „Moderne“ sehr gut. Nikon-User, die viel Altglas besitzen, profitieren ohnehin.

 

 

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