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Neuer Lichtriese von LAOWA: Manuell zur perfekten Freistellung

45mm/f0,95 – das ist mal eine heftige Ansage. Diese erst im Dezember des Vorjahres vorgestellte interessante Linse kommt ausnahmsweise nicht von einem der renommierten Kamerahersteller selbst, sondern von einem Drittanbieter, der derzeit ordentlich auf´s Gaspedal drückt – nämlich LAOWA. Das gute Stück mit der offiziellen Bezeichnung ARGUS FFII 45mm f/0.95 (ARGUS steht für die lichtstarken Objektive von LAOWA) macht einen sauber und wertig hergestellten Eindruck und ist rein manuell zu bedienen. Wir haben das gute Stück an einem der Spitzenmodelle von Sony´s A7-Reihe, der RIV, ausgiebig getestet.


Manuelles Arbeiten 

45mm für Vollformat ist eine attraktive Brennweite und bedingt auch für den Alltag geeignet: Noch nicht ganz Normalbrennweite, aber auch noch nicht ganz weitwinklig, dank f0.95 aber prädestiniert, die Dinge freizustellen und stimmige Hintergrundeffekte zu produzieren. Porträtfotografen werden ihre Freude damit haben (und ich als Hundebesitzer – Barolo hat seine Sache wieder gut gemacht) – dank der überragenden Lichtstärke auch gerne immer wieder bei schwachen Lichtverhältnissen. Um dann eines gleich vorwegzunehmen: Das Arbeiten mit der Linse macht unglaublich viel Spaß – gerade auch deshalb, weil es manuell zu bedienen ist. Dazu ist es allerdings ratsam, eines der praktischen Fokussier-Helferlein, die das Kameragehäuse bietet, zu aktivieren. 

Schöne Indizes

Unsere Präferenz liegt diesbezüglich ganz klar bei Fokus-Peaking, das heute praktisch jede DSLM bietet. Wir haben die Kontrastfarbe Rot aktiviert – einfach wunderbar, wie dann die Schärfebereiche je nach eingestellter Blende dargestellt und gut sichtbar werden. Offenblendig ist der Schärfebereich selbstverständlich ziemlich gering – daher ist genaues Arbeiten empfehlenswert: lieber zwei, drei Mal nachfokussieren und dann wirkliche Schärfe dort bekommen, wo man sie haben möchte, als einmal zu wenig und dann mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein. Die Entfernungseinstellung „unendlich“ sollte tunlichst vermieden werden – ab so ca. 10m Entfernung ist es ratsam, offenblendig scharf zu stellen und dann so viel man möchte abblenden, damit entsprechend Schärfentiefe bis unendlich erreicht wird.

 

Spiel mit Schärfe und Unschärfe

Hilfreich bei dieser Arbeit sind die schönen am Tubus vor dem Blendenring (f0.95-16) Indizes, was einen tollen Retro-Look vermittelt, die Auskunft über ebendiese Schärfentiefe geben – wenn man mal in Bodennähe fotografiert oder der Flipscreen nicht unbedingt ausgeklappt werden soll. All dies ist am Anfang etwas fummelig und umständlich, aber schon nach kurzer Zeit – wenn man den Dreh raushat – macht das ganze Procedere richtig Spaß.

 

Die Blende kann wahlweise mit einrasten oder stufenlos bedient werden – zum Umschalten ist linksseitig dezent ein kleiner Schieberegler angebracht. Somit ist das Glas auch für Videofilmer recht attraktiv.


Makro-Qualitäten

Macht man alles richtig, liefert das Objektiv knackscharfe Bilder schon bei f0.5. Es vignettiert bei dieser Blendeneinstellung mittelstark, verschwindet jedoch bei leichtem Abblenden völlig. CAs mit dezentem Magenta-Stich ist vor dem Schärfepunkt, Cyan hinter dem Schärfepunkt sichtbar, ab f1.4 jedoch nicht mehr vorhanden.

Die Naheinstellung liegt erfreulicherweise bei 50cm, daher sind bedingt auch Makro-Kapazitäten vorhanden – vor allem dank unserem verwendeten Gehäuse, das über 60MP liefert.

 


Für Fotoenthusiasten, die Freude haben am manuellen Arbeiten und auch nostalgische Looks lieben, ist das genau die passende Linse im Bereich der Normalbrennweiten – der Spaßfaktor ist groß. Der Preis mit deutlich unter 1000 Euro könnte attraktiver nicht sein, die wertige Verarbeitung aus Ganzmetall (inklusive Scharfstellring, der übrigens einen angenehmen Drehwiderstand hat) macht das Gesamtpaket überaus attraktiv. Derzeit ist das Objektiv für Sonys E-Mount lieferbar, heuer sollen die Anschlüsse für Canon RF und Nikon Z folgen.

 

Text: Walter De Meijer

Fotos: Jakob Scherrer und Walter De Meijer

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