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Testbericht Leica SL2

LEICA SL2: Minimalistisches Kamerakonzept für Kreative

Eine LEICA in Händen zu halten, ist immer etwas ganz Besonderes – der deutsche Hersteller und Erfinder des 35mm-Kleinbild-Formats ist nicht nur mit unglaublichen Verarbeitungsqualitäten am Markt, sondern liefert auch ganz konsequent immer wieder mutige wie auch minimalistische Konzepte – die Monochrom-Kamera ist das beste Beispiel dafür.

Treue Fanbase

Mit dieser Vorgangsweise hat sich LEICA rund um den Globus eine treue Fanbase geschaffen, die auch nach solchen Lösungen giert. Dazu gesellt sich eine Objektiv-Palette, die ebenso heiß begehrt ist und qualitativ den allerbesten Ruf genießt.

Wir haben nun das Spitzenmodell der Vollformat-Palette getestet – die seit etwa zweieinhalb Jahren auf dem Markt befindliche SL2 (47MP, gegen Spritzwasser und Staub geschützt), am L-Mount zusammen mit dem APO-SUMMICRON-SL 1:2/50mm ASPH, der alltagstauglichen Normalbrennweite mit AF.

Puristisch, aber wunderschön

Nur wenige Fotografen arbeiten mit LEICA – das ist und bleibt eine sehr exklusive Angelegenheit. Das dürfte vornehmlich am stattlichen Preis liegen, vielleicht auch an der Ausstattung, die doch verlässlich minimalistisch ist – so ist beispielsweise das Display fest am Kamerarücken verbaut und weder dreh- noch in irgendeine Richtung schwenkbar. Bei den puristischen M-Modellen ist das genauso. Es spielen daher ganz andere Dinge eine gewichtige Rolle: Im Design-Bereich geht LEICA erfolgreich seinen eigenen Weg, was die Begehrlichkeiten deutlich steigert. Die Kameragehäuse sind unglaublich schön, es schwingt immer auch etwas Nostalgie mit.

 

Knöpfe und Drehräder sind ohne Label und Materialwahl und Verarbeitung sind auf einem Niveau … da hat jeder Mitkonkurrent doch arg zu knabbern. Dazu gesellt sich ein Menü, das optisch wie auch strukturell sehr, sehr gefällig designt ist – ein ästhetisch gefälliges Gesamtpaket … allerdings vollgepackt mit modernster Kamera-Technologie. Das alles ist sehr spannend.

Ungelabelte Ausstattung

Einmal in die Hand genommen fühlt man sich zumindest haptisch schon mal ziemlich wohl: Die Materialwahl für die Oberflächen ist prima ausgesucht, der Grip für die Fotografen-Hand ist optimal. Die Ausstattung mit Knöpfen und Drehrädern, die wie schon erwähnt (fast) alle ohne Label sind, gibt sich minimalistisch: Kamera-rückseitig in quadratischer Form lediglich Play, FN, Menü, On/Of, fein gummiertes Steuerkreuz, ein Druckknopf ohne Beschriftung und ein Drehrad … das muss man sich erst mal trauen, nur so wenig anzubringen.


Der beste Dioptrienausgleich am Markt

Die Kameraschulter bietet zwei weitere ungelabelte, frei belegbare Druckknöpfe, ein griffig-dominierendes Drehrad und den Auslöser. Und letztlich die Kamerafront mit lediglich zwei schön designten Druckknöpfen (frei belegbar) sowie Knopf für die Objektiv-Entriegelung. Das Display ist fest verbaut – damit muss man auskommen. Dafür gibt´s im Angebot: Satte Auflösung mit 47 Megapixel, Fünfachsen-Stabilisator, ein ganz toller elektronischer Sucher mit prominent platziertem und ohne Fummelei bedienbaren Dioptrien Ausgleich und natürlich die unvergleichliche LEICA-Haptik, die ebenso unvergleichliches Feedback beim Bedienen gibt. Den AF würde ich als „gemütlich“ einstufen – was das Arbeiten mit der SL2 deutlich entschleunigen dürfte.

Top EVF

Das Menü ist ebenso minimalistisch wie das Gesamtkonzept dieser Kamera, dafür aber wunderschön gestaltet und einfach zu bedienen. Wer einigermaßen mit modernen Kamerasystemen vertraut ist, findet sich in diesem Touch-System schnell zurecht. Die Abbildungsqualität im EVF (5,7MP) und am Display hinten ist perfekt – in Kombination mit den Einstellungsmöglichkeiten der beiden Displays lässt sich ein „Mehr“ an individuellen Spitzfindigkeiten erreichen als bei den gleichrangigen Mitbewerbern. Ein Quick-Menü bietet schnellen und bequemen Einstieg in die Tiefen des Menüs – manche Funktionen bieten sogar einen digitalen Schieberegler, was das Arbeiten mit den Einstellungen (Blende, ISO, Verschluss) oft sehr einfach macht. Es können über diesen Weg auch individuelle Benutzerprofile eingestellt werden. 

Gut ausgestattet

Anschluss-seitig werden 3,5mm-Buchsen für Mikro, Kopfhörer, ein großer HDMI-Port sowie USB-C angeboten. Damit sind auch Videografen bestens gerüstet.

Bilder ohne Makel

Doch nun zur Bildqualität. Die ist mit ihrer 47MP-Auflösung selbstverständlich beeindruckend – es werden unglaublich viele Details wiedergegeben, die Schärfe ist beeindruckend, aber nicht überzeichnet – die Farben natürlich-organisch und das Bokeh mit unserem 50er weich und samtig.

Wenn die Beleuchtung, das Licht passt, dann sind die Bildergebnisse ohne Makel … bis in hohe Iso-Bereiche.

 

Wir haben die Kamera bei schönstem Wetter in der Natur ausprobiert und sind ziemlich beeindruckt von der prächtigen Abbildung des Wassers und des üppigen Frühlings-Grün, das uns am Alten Rhein bei Hohenems umgeben hat. 

Gut in schwierigen Situationen

Bei harten Licht/Schatten-Kontrasten empfiehlt es sich, am Belichtungskorrektur-Rad etwas ins Negative zu drehen, um auch richtig Zeichnung in den ganz hellen Bereichen zu erreichen. Die stimmigsten und schönsten Ergebnisse gibt´s natürlich in schattigen Situationen – und hier ist uns weiter positiv aufgefallen, wie neutral und stimmig die Farbwiedergabe auch dann ist, wenn man von leuchtendem Blattgrün umgeben ist: Irgendwie hat es die Kamera geschafft, auch dann Hauttöne natürlich und ohne störende andere Farbtöne wieder zu geben. Ob es den legendären LEICA-Look hier auch gibt, darüber kann man sich streiten – auch wage ich darüber kein Urteil abzugeben… jeder möge selbst entscheiden.


Der Kreativität wird Dampf gemacht

Fazit: Die SL2 ist eine Edelkamera mit tollem Formfaktor, die allerdings ihren Preis hat. Verarbeitung und Materialwahl sind kompromisslos auf höchstem Niveau – die puristische Ausstattung muss man mögen, aber die Kameratechnik im inneren ist top. Im Handling freundet man sich mit dieser Kamera schnell und problemlos an, das Arbeiten – vor allem das kreative Arbeiten – macht richtig Spaß, weil die SL2 in jeder Situation zur Kreativität einlädt: Das Spiel mit Schärfe und Unschärfe (zumindest mit unserem 50mm mit Ausgangsblende f2) animiert. Auch das manuelle Arbeiten mit Fokus-Peaking geht spielend von der Hand und befeuert die Kreativität des Fotografen zusätzlich.

 

Text und Fotos: Walter de Meijer

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