Als sich Canon vor knapp 4 Jahren mit der Präsentation der ersten spiegellosen Vollformat-Kamera – der „R“ – in technisch neues Terrain wagte, um auch mit Sony gleich zu ziehen, horchte die Fachwelt auf. Nicht lange, und auch Nikon musste nachziehen. Inzwischen tummeln sich im DSLM-Bereich aller drei großen Hersteller viele Modelle, die sich am Markt behaupten können. Das APS-C-Konzept für DSLM hingegen wird eher stiefmütterlich beliefert: Bei Nikon gibt´s die Z-fc sowie Z50, bei Sony die 6000er Serie – Canon hat im vergangenen Jahr mit der R7 und der R10 gleich zwei Varianten präsentiert. Wir haben beide Modelle, die gut lieferbar und bei uns im Geschäft lagernd sind, getestet. Erst mal ist die R10 dran.
Die kleine, pfiffige Schwester
Die R10 ist die kleine Schwester der leistungsstärkeren R7 – eine feine, leichte und preisgünstige Möglichkeit für alle jene, die ambitioniert in die Welt der Systemkameras einstigen möchten.
Diese R liegt super in der Hand, ist – im Gegensatz zu den vollformatigen Schwester-Gehäusen – klein und kompakt, aber dennoch mit allem, was man für kreative Fotografie benötigt, üppig
ausgestattet. Ergonomisch liegt das Ding sehr gut in der Hand und ist wertig verarbeitet. Das Gehäuse ist aus Magnesiumlegierung gefertigt, überzogen mit einer griffigen, genarbten Gummierung.
Gut ausgestattet
Die Bedienung bietet viele, aber nicht allzu viele Einstellungs- und Steuerungsmöglichkeiten – damit alles schön übersichtlich bleibt. Schön, das Canon dem Gehäuse in Daumenhöhe einen
Joystick, umkränzt von einem griffigen Drehrad, spendiert hat. Darunter ein Steuerkranz, mit dem man ebenfalls schnell und angenehm durch Menü und Einstellungen navigieren kann. Der Rest ist
Programm, wie bei allen DSLMs: Ok-, AF-ON, Play-, Papierkorb-, Vergrößerungs-Glas- und Info-Button, die auch mit anderen Funktionen belegt werden kann. Praktisch ist das dreh- und schwenkbare
Touch-Display, das wirklich sehr schön auslöst und hervorragend wie verlässlich arbeitet. Sich per Joystick, Navigations-Kreuz, Drehrädern – aber auch per Touch – durchs Menü und die
Einstellungen bewegen, ist das reinste Vergnügen. Der OLED-Sucher, der dasselbe Bild wie der Touchscreen liefert, ist hell und knackscharf und selbstverständlich auch mit einem Dioptrien
Ausgleich bestückt.
Kräftiger Blitz
Schulterseitig präsentiert sich die R7 mit dem Canon-typischen Einstellrad für die Programme von B, M, Av, Tv, P und Fv bis zu A*, dazu gibt’s die bekannten Szene-Modi, die neuen, diverse
Filtereinstellungen, Video, sowie C1 und C2. Das reicht für den Anfänger gut aus. Lock-, Video, M-fn, Zeigefinger-Drehrad runden das Programm ab. Frontseitig kann über einen gut erreichbaren
Schalter von Autofokus auf Manuellen Focus umgestellt werden – das hat sich Canon von Fuji abgeschaut. Gut gemacht: der eingebaute, ausklappbare Blitz: sehr praktisch und hilfreich für
Foto-Einsteiger. Und. Das Ding leuchtet echt gut aus, auch mit dem Kit-Objektiv 18-45mm.
Der Slot hat´s in sich
Am Kameraboden ist das Fach für den leistungsstarken Akku, der lange durchhält – sicher mehr als die von Canon angegebenen 450 Aufnahmen … zumindest hat er das bei unserem Test gemacht, obwohl
wir auch geblitzt haben. Der SD-Kartenslot ist gut für SDXC, SDHC, UHS-1&2 und die schnellen UHS-II. An Anschlüssen bietet die R10 USB-C, Micro-HDMI (Typ D), 3,5mm Buchse fürs Mikrofon und
einen Anschluss für Fernauslöser.
Pfiffige Erkennungs-Modi
Schön, dass die R-Einsteigerkamera auch reichlich ausgestattet ist mit Funktionen wie Schwenk-Panorama Funktion, auch Belichtungsreihen mit je +/- drei Blendenstufen, Timer (für Timelapse
beispielsweise) und Focus-Bracketing. Damit lässt sich prima kreativ arbeiten. Außerdem erkennt die Kamera Menschen, Tiere, Körper, Gesichter – ein praktisches Feature, wenn man schnell und ohne
viel nachzudenken arbeiten muss.
Schnell, sehr schnell
Als praktische Allround-Einsteiger-Modell macht diese Kamera unglaublich viel Spaß. Klein und kompakt, gut in der Hand liegen, pfiffig und ziemlich schnell ist die R10 der perfekte Begleiter auf
Ausflügen und bei vielen anderen Gelegenheiten wie Fotospaziergängen in der Natur, auf Geburtstagen und Festen beispielsweise. Die Serienbildgeschwindigkeit ist top – so können auch Kinder in
Bewegung, aber auch Tiere gut eingefangen werden: RAF speichert die Kamera knapp 13 pro Sekunde, im Bereich JPEG sind es dann ca. 27, wenn das die Einstellungs-Parameter. Blende/Zeit/ISO
erlauben.
Fotografieren macht Spaß
Die Bildqualität ist, auch mit dem Kit-Objektiv RF-S 18-45mm (Cropfaktor 1,6 – im Vollformat-Äquivalent ca. 28-70mm), top. Knackscharf bis in die Ecken schon offenblendig und ohne CAs (Farbsäume
meist Magenta oder Cyan in den kontrastreichen Bereichen). Ob das Objektiv nun so gut konstruiert ist, oder das kamerainterne Bildmanagement das so rauskorrigiert – wir wissen es nicht, aber das
Ergebnis zählt und das ist richtig gut. Die Nagelprobe und mithin das schwierigste für Digitalkameras ist ja auch Fotografieren im Schnee – hier hat die R10 auch echt gut abgeschnitten. Der
Schnee schaut hier wirklich aus wie Schnee – ohne jegliche Blau-, Gelb- oder Graustiche, die das Bildergebnis vermanschen würden. Wir haben uns die Pics in Photoshop genau angeschaut und mussten
farblich keinerlei Korrekturen vornehmen. Chapeau, Canon – gut gemacht. Summa Summarum ein leistungsstarkes Kamerapaket zum günstigen Preis, das man jedem Einsteiger, aber auch ambitionierten
Amateuren, wärmstens ans Herz legen kann.
Text & Fotos: Walter de Meijer
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